Dieser Aufenthalt wird von der EU gefördert als „Job Shadowing“, denn der internationale Austausch im Bildungswesen hat nachhaltigen Wert. Anna lehrt in der Sekundarstufe an einer ostfinnischen Oberstufe und unterrichtet dort die Fremdsprachen Deutsch und Schwedisch.
Jeden Tag war sie sechs Unterrichtsstunden in den Klassen dabei und konnte Interessantes aus ihrem Land berichten. „Bei uns melden sich die Schüler kaum im Unterricht, da muss man sie fast zwingen“, erzählt sie schmunzelnd über die Zurückhaltung und Schweigsamkeit vieler Landsleute. Kein Wunder, ist doch ihr Heimatland „Suomi“ flächenmäßig vier Mal so groß wie Österreich und hat nur 5,5 Millionen Einwohner. Seit der ersten PISA-Studie im Jahr 2000 pilgerten zahlreiche Bildungsexperten und LehrerInnen ins „Pisa-Wunderland“ Finnland, wo die SchülerInnen als Testsieger in den drei Kategorien Mathe, Leseverständnis, Naturwissenschaften auffielen.
Viele Länder kopierten das System, wonach ein Gesamtschulkonzept für alle angeblich das Ideal wäre. Bei den weiteren Pisa-Testungen fiel Finnland etwas ab. Anna berichtete von den Unterschieden in der Ausbildung und lernte aber hier in Steyr ganz neue Konzepte kennen, als sie bei der Präsentation der Diplomarbeiten zuhörte. „Das gibt es in Finnland gar nicht“, zeigt sie sich begeistert. In Finnland lernen die Schüler bis zur neunten Stufe gemeinsam, dann erst entscheiden sie sich für die Oberstufe mit beruflicher oder akademischer Ausbildung. Von Vorteil ist, dass finnische Schulen personell hervorragend ausgestattet sind, mit Sozialpädagogen und zweiter Lehrkraft bei Bedarf.
Lehrer dürfen nur die besten 10 Prozent eines Jahrgangs werden, die in einem umfangreichen Verfahren vor, während und nach dem Studium ausgewählt werden. Klassen sind in Finnland normalerweise nicht größer als mit 20 Schülern. Dem hat aber Anna widersprochen, weil sie in der Oberstufe Deutsch- Kurse mit bis 37 Schülern hat.
An den Nachmittagen und am Wochenende unternahm Anna Ausflüge mit den Lehrerkolleginnen aus Steyr. Bei den Wanderungen auf die Grünburger Hütte oder auf dem Damberg kam sie ganz schön ins Schwitzen, denn Finnland hat hauptsächlich Ebenen und Seen (finnische Seenplatte). Viel Kultur erlebte sie bei einem Konzertbesuch oder bei der Nachtwächterwanderung in Steyr. Typisch Österreichisches lernte sie beim gemeinsamen Zubereiten eines „Kaiserschmarrn“ kennen. Viel Kunst und Sightseeing gab es beim Besuch im barocken Kloster Kremsmünster und in der Jugendstilstadt Bad Hall.
Alles Gute Anna!