Das Schicksal von 7000 Spaniern, die als Gegner des Faschismus im KZ Mauthausen landeten, steht im Zentrum der zweisprachigen Ausstellung „Noche y niebla – Espanoles en Mauthausen“. Bürgermeister Gerald Hackl und Direktorin Mag. Ute Wiesmayr betonten im Festakt am 1. Februar die Bedeutung von Erinnerungskultur.
„Ereignisse der Vergangenheit müssen aufgearbeitet werden, um die Gegenwart besser und humaner zu meistern“, war die Kernaussage des Steyrer Bürgermeisters. Er wies in seiner Ansprache auch auf die große Sonderschau zum Thema „Zwangsarbeit“ im Museum Arbeitswelt hin, die im Mai eröffnet wird. „Unbegreiflich ist heute, dass im nationalsozialistischen Deutschland 20 Millionen Menschen Opfer von Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie wurden“, erläuterte der Stadtchef. In den Konzentrationslagern hingegen sollten Gegner und Feinde „durch Arbeit“ vernichtet und getötet werden.
Ausstellungsgestaltung.
Die Absolventin der Steyrer HAK Katharina Hollnbuchner studiert am Institut für Romanistik der Universität Graz Spanisch und Italienisch. Sie war am Projekt von Professorin Feenstra beteiligt, wo die Geschichte der Spanier in Mauthausen aufgearbeitet wurde.
„Nicht einmal in Spanien selbst weiß man über das Elend in den KZs“, erzählt Katharina Hollnbuchner bei der Ausstellungseröffnung. Die 12 StudentInnen des Seminars an der Universität arbeiteten auch ein umfangreiches didaktisches Material aus, das sie den Schulen zur Verfügung stellen und auch bereits in der HAK / HAS Steyr eingesetzt wird. Die Nachhaltigkeit dieses Projektes besteht darin, dass die 29 Ausstellungstafeln eine „Österreich-Schultour“ machen.
Nach Ende der Schau an der Steyrer HAK / HAS geht die Ausstellung ins Burgenland. Besonders bedankte sich die Absolventin bei Bürgermeister Hackl für die finanzielle Unterstützung zur Gestaltung der Ausstellungstafeln und des Katalogs. Beispiele von der Beschäftigung mit dem Thema in deutscher und spanischer Sprache brachten vier Schüler und Schülerinnen der 4AK, die sehr einfühlsam mit Bildinterpretation, Briefen und Aussagen bei der Eröffnung ins Thema einführten.
Inhalt der Ausstellungstafeln
400 000 republikanische SpanierInnen flohen zu Ende des Bürgerkrieges 1939 vor dem siegreichen Faschismus nach Frankreich. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden viele von ihnen von den Nazis im Zuge der Okkupation Frankreichs aufgegriffen und als „Vaterlandslose“ in deutsche Konzentrationslager deportiert. Aus diesem Grund trugen die spanischen Häftlinge in Mauthausen den blauen Winkel der Staatenlosen mit einem aufgenähten „S“ für „Spanier“. Da sie Francos Feinde waren, wurden sie auch zu Hitlers Feinden.
Am 5. Mai 1945 wurde das KZ Mauthausen von Truppen der US-Armee befreit. Für die 2184 spanischen Überlebenden bedeutete die Befreiung des Konzentrationslagers jedoch nicht zugleich das Ende ihres Leidensweges. Während die anderen Lagerinsassen wieder in ihre Heimat zurückkehren konnten, blieb die Zukunft für die Spanier ungewiss. In ihrem Land herrschte nach wie vor der Faschismus, den sie im Bürgerkrieg bekämpft hatten. Da sie nicht in das von Franco regierte Spanien zurückkehren konnten, mussten sie in anderen Ländern um Asyl werben. Der Großteil von ihnen kehrte nach Frankreich zurück, wo sie, spät aber doch, als Flüchtlinge anerkannt wurden. Ein Schleier des Vergessens breitete sich über sie. Weder in Spanien selbst noch in Österreich ist die Tatsache, dass es in Mauthausen spanische Häftlinge gab, einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Die Erzählungen spanischer Überlebender sind jedoch sehr aufschlussreich für das Verständnis der internen Funktionsweise des Konzentrationslagers. Sie sprechen von der menschlichen Würde und der Entmenschlichung, vom Überleben und vom Sterben und veranschaulichen in höchst aktueller Form Werte wie Solidarität und Menschenrechte.