Am 26. Februar 2013 um 15 Uhr durfte die 4 AK der BHAK Steyr an einem tollen Projekt teilnehmen, das uns alle begeisterte und zum Nachdenken anregte.
Da wir uns im Geschichteunterricht derzeit hauptsächlich mit der Thematik des 2. Weltkriegs und den damit verbundenen Katastrophen beschäftigen und man bekanntlich am meisten lernt, wenn man mit Menschen spricht, die diese Zeit live mit erlebt haben, scheute unsere engagierte Geschichtelehrerin Frau Professor Ulbrich keine Mühen und organisierte uns ein Gespräch mit Zeitzeugen aus Amerika.
Dank des Internets und dank der Internetplattform Skype lässt sich so etwas heutzutage beinahe problemlos verwirklichen. Der österreichische Student Elia Steidl aus Salzburg, der zurzeit in Virgina als „Auslandsdiener“ lebt, war unser Ansprechpartner und kontaktierte die Zeitzeugen.
In den Geschichtestunden davor überlegten wir Schüler uns Fragen, die wir den Zeitzeugen gerne stellen würden. Uns interessierte vor allem, wie und warum sie ins KZ gebracht worden sind, wie es ihnen dort ergangen ist und wie das Leben danach weiterging. Wir durften mit einem älteren Ehepaar sprechen, die mehrere Jahre im Konzentrationslager Auschwitz in Polen verbracht hatten.
Als die beiden dorthin gebracht wurden, war Sonja 14 und ihr jetziger Mann 16. Die beiden wurden deshalb deportiert, weil sie Juden waren. Für uns alle war es faszinierend, dass die beiden trotz der wirklich schockierenden Erlebnisse (Hunger, Misshandlungen, Vergewaltigung, Krankheiten und Angst), eine solche Lebensfreude ausstrahlten. Immer wieder appellierten sie an uns, das Leben zu genießen und dankbar dafür zu sein, dass wir in einer solch friedlichen Zeit großwerden dürfen.
Außerdem beteuerten sie immer wieder, dass sie die Nazis für das, was sie ihnen angetan hatten, nicht hassen würden. „Die Nazis haben sich selbst gehasst, deshalb haben sie auch alle anderen gehasst. Liebt euch selbst, dann könnt ihr auch andere lieben!“, riet Sonja uns.
Obwohl Sonja sogar ein bisschen Deutsch sprach, was sie uns auch stolz demonstrierte, fand das Interview großteils in Englisch statt. Via Webcam konnten wir direkt mit den beiden kommunizieren, es war ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht und wir vergaßen dabei fast, dass die beiden sich tausende Kilometer von uns entfernt, auf einem anderen Kontinent befanden.
Die Verbindungsprobleme beschränkten sich zum Glück auf ein Minimum und entgegen unserer Befürchtungen reichte unser Englisch vollkommen aus um mit den beiden eine Konversation zu führen. Gab es trotzdem Verständigungsschwierigkeiten dolmetschte Elia.
Es war so lustig ein Ehepaar zu beobachten, dass seit über 67 Jahre verheiratet ist, man konnte recht eindeutig erkennen, wer in dieser Beziehung sprichwörtlich „die Hosen anhat“. Der Mann war eher ruhiger, Sonja das Gegenteil, wenn wir ihrem Mann eine Frage stellten, bekam dieser nur kurz die Chance zu antworten, dann ergriff Sonja wieder das Mikrofon und erzählte weiter. Nichts desto trotz wirkten die beiden sehr glücklich auf uns, der Mann schien, auch wenn er kaum zu Wort kam trotzdem recht zufrieden zu sein.
Die beiden strahlten eine unglaubliche Herzenswärme aus und antworteten auf jede unserer Fragen, auch wenn diese teilweise sehr persönlich waren, ausführlich. Ich glaube, dass ich für uns alle spreche, wenn ich sage, dass diese Skype-Konferenz eines der berührendsten und einprägsamsten Erlebnisse unserer Schullaufbahn war und wir alle uns noch sehr lange daran erinnern werden.