Ein Drittel des Jahres verbringe ich mit dem Lernen.

Prof. Harald Gundacker im Gespräch mit Filmemacher Andreas Wollmarker-Stiedl, der seit vielen Jahren unseren Videoworkshop leitet.

Lieber Andreas Wollmarker-Stiedl, zunächst danke, dass du an der „Hartlauer Akademie“ mit uns arbeitest und mir jetzt ein Interview gibst. Kannst du uns sagen, wie du eigentlich zum Film gekommen bist?

Begonnen hat alles 1981 mit meiner ersten Filmkamera. Fünf Jahre später dann mein erster 40-Minuten-Spielfilm, damals noch auf Super-8. Später dann habe ich eine Tontechniker-Ausbildung gemacht und bei der „Lotusfilm“ als Kameraassistent gearbeitet. 2000 gründete ich mein erstes Unternehmen, die AS-Mediavision; 2017 dann meine GmbH lenandi entertainment. Daneben schrieb und schreibe ich auch Drehbücher.

Deinen Job lernt man – wie ich annehme – nicht am Schreibtisch. Wo bzw. wann hast du die meisten Erfahrungen sammeln können?

Das „learning by doing“ hat schon früh begonnen. Daneben habe ich Fachbücher verschlungen, wann immer es ging. Geprägt hat mich dann der Trickfilm bzw. der Stoptrick. Aber natürlich, am Set selbst lernte ich am allermeisten. Heute gibt es ja viel mehr offizielle Ausbildungswege, damals eigentlich nur die Filmakademie. Was sich wahrscheinlich nie ändern wird: Ein Drittel des Jahres verbringe ich mit dem Lernen. Stets neue Techniken, immer neues Equipment etc. erfordern ständiges Mit- und Dazulernen.

Viele unserer Absolventinnen und Absolventen sind im Medienbereich tätig. Wir haben ehemalige Schüler*innen bei Verlagen, beim Radio, wir haben einen Schriftsteller, dessen Stücke im Burgtheater aufgeführt werden. Mich würde aber auch interessieren, was Schüler*innen von SMART profitieren können, die nicht unbedingt in der Medienbranche arbeiten wollen?

Film und Medien sind heute überall und allgegenwärtig. 100e Stunden Filmmaterial werden pro Minute auf Plattformen hochgeladen. Was da nicht perfekt produziert ist „versandet“. Nur ein inhaltlich und technisch ansprechendes Video hat die Chance, gesehen und geliket zu werden. Aber dafür braucht es Kreativität und Knowhow. Wie eure Schule in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, hängt schließlich auch von den vielen Kurzvideos ab, die Menschen über sie sehen.

Du beobachtest unsere Schülerinnen und Schüler seit über zehn Jahren. Was hat sich mit den Jahren verändert?

Die Jugendlichen haben heute die Möglichkeit, mit einfachen Mitteln hohe Qualität herzustellen. Diese Möglichkeiten hatten wir früher nicht. Was wir aber heute mehr denn je brauchen, sind Menschen, die auch etwas zu sagen, etwas auszudrücken haben. Und dazu braucht es viel mehr als Ausrüstung. Es braucht Ideen, es braucht Meinungen, es braucht den Willen, etwas zu vermitteln – sonst „verschrottet“ das Medium. Qualität aber lernt man z. B. in Seminaren wie hier an der „Hartlauer Akademie“.

Lieber Andreas, danke für deine Gedanken. Eine letzte Frage noch: Was ist deine nächste „big order“, dein nächster Gig, den du umsetzen willst?

In Planung ist vieles! Die Zeit ist leider geprägt von einem langjährigen Stillstand; dazu kommt noch die Wirtschaftskrise. Ich habe eine Schauspielausbildung, die mir auch bei der Regiearbeit sehr geholfen hat: Mein nächstes Projekt dreht sich um eine Buchveröffentlichung einer Autorin zum Thema „Gewalt an Frauen“. Dazu werde ich einen Kurzfilm machen und auch mitspielen. Mal schauen!

Das Gespräch mit Andreas Wollmarker-Stiedl führte Prof. Harald Gundacker